Reza Sam
Mosadegh
Fiction
Dok-Film
Werbefilm/Musikvideo
Drehbuch
Stadt
Hamburg
Biografie

Profil/Arbeitsbereich

Iran 1982, das Land befindet sich mitten im ersten Golf Krieg. Teheran wird täglich von Saddam Hussein angegriffen. Hinzu kommen chaotische Verhältnisse – ausgelöst durch die Iranische Revolution 1979. In diesen Ausnahmezustand werde ich hineingeboren. Wenige Tage nach meiner Geburt wird das Krankenhaus, in dem ich zur Welt komme, durch einen Bombenangriff zerstört. Knapp 5 Jahre wachse ich im Krieg auf.

Eine aufregende Zeit, die ein Kind nicht richtig einordnet oder versteht. Meine Eltern, Großeltern, Onkel und Tanten versuchen uns Kindern, das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Bis zu unserer Flucht denke ich, die Welt des Krieges sei der Normalzustand. Ich kenne es ja nicht anders. Nachts in den Luftschutzkeller zu rennen ist ein Spiel, meine ich jedenfalls. Ich wundere mich nur, warum manche Erwachsene bei dem Spiel weinen. Meine Mutter sagt mir, dass die ganz besonders gerne spielen und aus Freude weinen. Wenn meine Mutter mir das sagt, dann stimmt das ja wohl, denke ich mir.

Man könnte wohl sagen, dass mein Leben recht aufregend begann. Als Kind einer Flüchtlingsfamilie bin ich Ende des Jahres 1986 mit meinen Eltern und meinem Bruder nach Deutschland geflüchtet. Über 20 Jahre lang durften wir nicht in den Iran zurück. Heute besuche ich den Iran aus Sicherheitsgründen nicht mehr, da ich bei der Deutschen Welle Akademie gelernt habe und der iranische Staat diesbezüglich unberechenbar ist. Die einzige visuelle Verbindung zu meiner alten Heimat waren in den ersten 20 Jahren nach unserer Flucht iranische Filme und Camcorderaufnahmen meiner Familie.
Ich kann mich ganz genau daran erinnern, wie glücklich wir alle waren, wenn ein Paket aus Persien ankam. Gefüllt mit köstlichen Pistazien, persischen Süßigkeiten, Safran und Videokassetten. Über letztere freute ich mich am meisten. Mein Opa hatte einen Freund, der beim Fernsehen arbeitete. Ein oder zweimal im Jahr lieh er meinem Opa eine Kamera. Es waren noch die riesen Modelle, die direkt auf VHS aufnahmen. Für uns in Deutschland waren das Highlights, die wir viel lieber sahen als diesen „E.T.“, den alle anderen Kinder so bewunderten. Ich verstand nicht mal, was „E.T.“ sagte, der sprach nämlich nur deutsch. Einzig, dass er nach Hause telefonieren wollte. Irgendwie war ich dann wohl doch mit „E.T.“ verbunden, das ist aber eine andere Geschichte. Die Videos meiner Familie verstand ich – zumindest sprachlich. Mein Lieblingscousin inszenierte lustige Theaterstücke und wir amüsierten uns genüsslich darüber. Manchmal traute sich mein Opa sogar, heimliche Aufnahmen von den Straßen Teherans zu machen. Über 20 Jahre lang blieben diese Videos und später iranische Filme die einzige visuelle Verbindung zu meinem Geburtsland. Dieses Band zu meiner alten Welt und zu meinen Verwandten, die ich 20 Jahre lang nur über Videoaufnahmen sehen konnte, löste etwas in mir aus. So erkannte ich in frühen Jahren die wichtige Bedeutung und Wirkung des Films.
Als ich auf der Hauptschule landete, folgte die Ernüchterung und mein Berufswunsch „irgendetwas beim Fernsehen“ rückte in weite Ferne. Da ich in einer ländlichen Region bei Bielefeld lebte gab es in der Nähe keine Medienanstalten. Zwar lachten mich meine Mitschüler und Lehrer aus, aber ich wollte weiterhin zum Fernsehen. Nach jahrelangem hartem Kampf schaffte ich es, auf der Hauptschule einen Realschulabschluss mit Qualifikation für das Gymnasium zu erlangen.
Mein Traum war also doch möglich. Als ich in die 11. Klasse eines Gymnasiums wechselte, konnte ich es kaum erwarten, Abitur zu machen und zum Fernsehen zu gehen. Am ersten Schultag erfolgte aber auch hier eine weitere Ernüchterung. Die Klassenlehrerin taufte mich vor der ganzen Klasse „Der Hauptschüler“. Ich blieb zwar in der 11. Klasse einmal sitzen, aber dafür war ich diese grausame Lehrerin los. Im zweiten Anlauf klappte es dann und ich machte das Abitur.
Daraufhin absolvierte ich in Hamburg das Bachelor-Studium Medienwirtschaft und nahm einige Jahre später am 2-Jährigen Programm „International Media Studies“ der „Deutsche-Welle“ Akademie in Bonn teil.
Als Regisseur im Musikvideobereich etablierte ich mich während des Studiums durch diverse Projekte unter der Obhut eines Mentors. Mit 25 Jahren gewann ich in Los Angeles beim „ElevateFilmFestival“ die ersten Awards als Regisseur. Während dieser Zeit habe ich einen hohen Anspruch an die Bildästhetik und Bildsprache entwickelt sowie ausgeprägt. Letzteres ist mir wichtig, da ich als kleines Kind Filme verstehen wollte, ohne der deutschen Sprache mächtig zu sein. E.T. jedenfalls hat mich damals doch berührt, auch wenn ich kein Wort von dem verstand, was der Außerirdische sagte.

Durch die Regie von Musikvideos habe ich gelernt, Bildsprache ohne Sprechertext zu intensivieren. Bei der „Deutschen-Welle“ habe ich die Fähigkeit erworben, redaktionell sauber zu recherchieren und zu realisieren. Hier lernte ich mit Texten umzugehen bzw. Nachrichten für den Rundfunk zu verfassen.

Später schrieb und realisierte ich eigene Doku- sowie Reportage-Formate. In Paris unter den Gelbwesten, auf dem G20-Gipfel in Hamburg oder als Migrant auf einer Neonazi-Demo. Ich verband meinen visuellen Anspruch mit dem literarisch/journalistischen und realisierte Projekte, die trotz der eigentlich trockenen Materie greifbar und selbst für junge Zuschauer packend waren.

Mein nächster Schritt war ein fiktionaler Kurzfilm mit dem Titel „Stolpersteine“. Ein historisches Drama, das in der Gegenwart endet. Mein Anspruch: drei Stolpersteine zum „Leben“ zu erwecken, um junge Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Ich schrieb das Drehbuch dazu und führte die Regie. Bildästhetisch stellt „Stolpersteine“ den bisherigen Höhepunkt meiner Arbeit als Regisseur dar. Ende 2019 haben wir mit der Festivalauswertung begonnen und sind bereits für über 12 Filmfestivals weltweit nominiert – Tendenz steigend.

Ich habe den Film geschrieben und realisiert, da ich mir große Sorgen um die politische Landschaft Europas mache. Ich hoffe, dass der Kurzfilm weiter um die Welt geht und Menschen daran erinnert, wie grausam Hass und Hetze enden können.
Ich versuche, unabhängig von der Komplexität eines Themas, den Zuschauer durch Unterhaltung zum Nachdenken anzuregen. Ich bin davon überzeugt, dass auch sehr ernste Themen „unterhaltsam“ visualisiert bzw. realisiert werden können.

Ausbildung

- Angewandte Medienwirtschaft (Fachrichtung TV-Producing), staatlich anerkannter Bachelor of Arts.

- Teilnahme am Masterprogramm der "Deutschen Welle – Akademie" im Fach "Interantional Media Studies".

- Ein Jahr Gastaufenthalt an der University of politics and law in China, Beijing.

Sprachen

Deutsch, Englisch, Farsi