Nachruf Wolfgang Henschel + 18. November 2023

Berlin, den 24.11.23

Unser Mitglied, der Regisseur Wolfgang Henschel ist tot.

Wolfgang Henschel ist den meisten von uns bekannt als jemand, der Reihen und Serien für ARD und ZDF gedreht hat. „Der Bulle von Tölz“, „Aus heiterem Himmel“, „Ein Fall für Balko“ u.v.a.m. In seiner Biographie verbirgt sich damit ein Stück deutscher Fernsehgeschichte.

Seit 1966 war er Dramaturg für Fernseh-Produktion und bereits ab 1967 freier Regisseur. In der Unterhaltung stand er in den 60er Jahren für Sendungen mit und über die alternative Liedermacher-Szene, später galt er als Spezialist für Kabarett und Satire, aber auch für gelungene Verfilmungen der Literatur der 20er Jahre.

Mit Fernsehadaptionen des Werks von Dichtern wie Klabund, Meyrink, Ringelnatz  sowie zu Neujahr prominent besetzte Tucholsky-Sendungen macht er sich einen Namen. Das Kabarett der Gegenwart begleitete er über 20 Jahre als Juror für den Deutschen Kleinkunstpreis wie mit Filmen für Notizen aus der Provinz, der satirischen Serie Dreizack und Revuen zum 1. Mai.

Über Jahre setzte er für seine Dichterporträts die unterschiedlichsten Bildsprachen des Mediums ein und arbeitete mit Mischformen zwischen Theater, Film und elektronischen Techniken für szenische TV-Collagen. Im Sektor Dokumentarspiel dreht er einen Film über den fragwürdigen Titelhändler Konsul Weyer, aber auch historische Themen wie Die dritte Walpurgisnacht über die Zeit von Hitlers Machtergreifung.

Im Bereich Serien drehte Wolfgang Henschel unter anderem bereits 1971 die Familienserie Von Liebe keine Rede, 1972 führte er Regie bei der Science-fiction-Serie Alpha Alpha, zu der er auch das Drehbuch schrieb. In Italien 1973 entstand Typisch Tantchen. Die Serie Was sich neckt, das liebt sich erhielt 1980 die Silberplakette beim Internationalen Film- und TV-Festival in New York, die Serie Scheinfamilie 1982 Bronze in der Sparte „short-comedy“. Zu den meistgesehenen Familien-Serien Wolfgang Henschels gehörte Aus heiterem Himmel.

Für das Krimi-Genre drehte er diverse Folgen für populäre Serien wie Ein Fall für zwei, Zappek, Balko (erste Staffel), Mit Herz und Handschellen und viele Fernsehspiele: Die Hinrichtung mit Helmut Qualtinger, Die Tante Jolesch nach dem Buch von Friedrich Torberg, die schwarze Komödie Frankies Braut und das mehrfach ausgezeichnete Spiel Die große Kapitulation. Neben seinen Fernsehspielen wurde er einem breiten Publikum bekannt durch TV-Movies wie Berlin-Moskau, Post mortem, vor allem aber als Regisseur seiner Filme für die quotenstarken Reihen Der Bulle von Tölz (25 Filme) und Pfarrer Braun (13 Filme).

Wolfgang Henschel war Mitglied des Regieverbands seit frühester Stunde. Im Kreis der Kollegen war er stets aufmerksam, klar im Benennen von Schwierigkeiten, mahnend bei Gefahren, deutlich im Urteil und klar in der Sache. Wir werden ihn vermissen.

Der Vorstand